Ganztägig lernen. Gemeinschaft erleben. Individuell fördern.

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50 Jahre St.-Georg-Schulen

Fünfzig Jahre ist es nun her, dass das „Institut Dr. Ahrens“ seine Heimat in St. Georg fand. Nach etwa zehn Jahren wurde daraus die Realschule St. Georg und diesen Namen trug sie dreißig Jahre lang, bis sie 2010 zur Stadtteilschule St. Georg mit angeschlossener Höherer Handelsschule wurde.
In dieser Zeit sind über viertausend Schülerinnen und Schüler und über hundert Lehrerinnen und Lehrer gekommen und gegangen.
Anlässlich des Jubiläums konnten wir uns mit einer großen Feier am 27. April 2019 bei allen bedanken, die in den letzten fünfzig Jahren ein Teil unserer Schule waren und sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist.
Nachmittags feierten die aktuellen SchülerInnen mit Eltern und Lehrkräften.
Die Ehemaligen sahen einander am Abend wieder.
Alte und neue Geschichten aus der Schulzeit, Catering, die Lehrerband ließen es zu einer fröhlichen gemeinsamen Feier werden.


Die nicht gehaltene Rede:
Wegen der schlechten Witterungsbedingungen am Abend der Jubiläumsfeier fiel die lange vorbereitete gemeinsame Rede der Schulleiter Gelinek und Fritze leider ins Wasser. Hier kann man zumindest lesen, was die beiden so erzählen wollten:

50 Jahre Schulen St. Georg. Eine Zeitreise

Auf der Bühne: Zwei (alte) Schulleiter: Richard Gelinek (RG) und Peter Fritze (PF). RG umgeben von Rechenschieber, Kompass, Stoppuhr, altem Schülerheft (mit Eintragung von Hr. Peter: "wird auf Grund 30jähriger Zugehörigkeit strafweise für 4 Tage auf Urlaub geschickt!"), Overheadprojektor, Kassettenrecorder. PF mit Commodore 64, Smartphone, Tablet, Beamer, Smartbord. Die beiden Schulleiter sitzen an einem langen Tisch.

RG:  Ich war als etwas frustrierter junger Mann mit abgebrochenem Studium nach Hamburg gekommen, ohne rechten Plan, wie das mit mir weitergehen sollte.
Durch Zufall – ihr kennt das: ich kenn einen, der kennt einen, und der weiß eventuell, wo du arbeiten kannst - geriet ich an das Institut Dr. Ahrens. Das Gespräch, welches ich hatte, war die entscheidende Wende in meinem Leben. Das Gespräch endete nämlich mit einem tollen Angebot: Wenn Sie wollen, können Sie morgen anfangen. Auf einmal hatte ich einen Plan: hier will ich bleiben! Der Grund war für mich eindeutig: Eine kleine Schule, an der man schnell alle kennt, nettes und fröhliches Kollegium, in dem einige auch nicht so ganz solide Studienbiographien hatten, gute Mischung aus alten Haudegen und jungen Kolleginnen. Streng geführter Realschulzweig, lässiger Gymnasialzweig. Alles möglich.

PF:  Mein Einstiegsdatum ist auch der 1.12. allerdings 1988, in meinem ersten Vertrag standen 4 Stunden Informatik und zwar mit „Commodore 64“. Damals wussten die wenigsten, was das überhaupt ist. Richard übrigens auch nicht. Zum Glück lernte ich ihn als erstes kennen in seinem kleinen Büro oben an der Lehrerbücherei, wo er vor sich hin rauchte. Erst später am Tag machte ich die Bekanntschaft von Herrn Peter. Was gut war, denn Herr Peter konnte mit seiner sehr ernsten Art auch einen jungen Pädagogen nervös machen. Und warum wollte ich unbedingt an die Koppel? Das waren 18 Jahre später genau die gleichen wie bei Richard.

RG:  Ihr alle erinnert Euch an den Aufgang in der Koppel und den Beginn:
Rechts das Aquarium, links das Lehrerzimmer, und in der Mitte Herr Peter, er rasselt mit seinem Schlüsselbund, blickt auf die Uhr, und schaut einen Schüler (im Publikum) strafend an: Woher kommst Du jetzt???   Verunsicherter Schule stammelt: Hr. Peter, eben wusste ich’s noch, ich... Hr. Peter unterbricht: interessiert mich nicht!!


Gedenkminute: ich darf Euch höflich bitten, aufzustehen: wir wollen in einer Schweigeminute Herrn Peter und Herrn Fiedler gedenken, und der anderen Lehrer und leider auch vielen Schülern, die bereits von uns gegangen sind!

PF: Ach ja, Herr Peter. Alle, die ihn kannten, können sofort bestätigen, wie prägend er für fast alle Schülerinnen und Schüler war und übrigens auch für die jüngeren Lehrkräfte. Ich weiß, wovon ich rede. Heute wird um 8:15 Uhr ohne alles Brimborium einfach die Schultür geschlossen und Zuspätkommer müssen die erste Stunde in der Kantine verbringen, damit der Unterricht durch sie nicht gestört wird!

RG: In dieser Schule ist – wie in allen Schulen, den lebendigsten Orten, die es gibt -  in den letzten 50 Jahren wahnsinnig viel passiert, was wir leider nicht alles erzählen können. Deswegen nur eine ganz kurze Zeitreise mit den aller, aller wichtigsten Daten unserer Schule:
• 1975: Artikel im STERN: Es bestand die Gefahr, dass der Schulbetrieb mangels finanzieller Unterstützung durch die Hansestadt beendet wird. Das Kollegium verzichtet auf Vergütung der Überstunden, die Schule konnte gerettet werden.
• 1979: Staatliche  Anerkennung durch OSR Krupp. Wir könnten zu Recht auch 40 Jahre staatliche Anerkennung feiern.
• 1990: Umzug in die Rostocker Straße. Kollegium verzichtet auf die Sommerferien, damit alles rechtzeitig fertig ist.
PF: 
• Sommer 1998: Eine Ära geht zu Ende, Herr Peter geht nach fast 30 Jahren in Rente.
• Sommer 2007: Herr Gelinek geht nach gefühlten 100 Jahren in Rente.
• Juni 2014: Verleihung des staatlichen Siegels: „Schule mit hervorragender Berufsorientierung“, für eine Privatschule eine besondere Auszeichnung, die wir großartiger Weise 2017 bestätigen konnten.

RG:    (Hantiert am Overheadprojektor herum.) Zum Glück konnte ich mir häufig den einen Overheadprojektor sichern. Den wollten ja immer alle Kollegen gleichzeitig haben. Und im Jahr 1981 hatten wir schon den dritten Kassettenrekorder! Hier muss der Schulverein erwähnt werden, er hatte uns bei solchen Anschaffungen wesentlich geholfen! Und ich lobe mir heute noch mein schönes altes Logarithmenbuch. ALLES in der Mathematik ist VIEL einfacher, wenn man dieses Büchlein richtig verwendet, das habe ich euch hunderte Male erklärt!

PF:  (lacht sich tot und winkt ab) Heute lösen wir mathematische Probleme selbstverständlich mit dem Taschenrechner, surfen über das Schul-WLAN,  um im Unterricht dann zu recherchieren und haben in allen Klassenräumen elektronische Tafeln.

RG:  (Publikum fragen: an was erinnert Ihr euch am liebsten, meisten?) Sehr schön! Die Skikurse! Unsere Skikurse waren großartige Veranstaltungen, von 1972 bis 1992 habe ich insgesamt 30 Skikurse veranstaltet! Und es hat Schüler gegeben, die absichtlich die Klasse 9 wiederholten, um nochmals auf Schikurs fahren zu können!  Aber so wie Ihr Euch oft an die Schikurse erinnert, so erinnere ich mich gern an meine erste Klassenreise mit Susanne Markakis in den Harz: wir organisierten einen berühmten Orientierungslauf? Und dieses Gerät hatte eine wichtige Funktion. (Er hält stolz den Kompass hoch.)
Sind zufällig Schüler heute hier, die sich an diesen Lauf erinnern? Der Orientierungslauf dauerte ungefähr zwei Stunden. Ungefähr genau so lang dauerte die Suche nach den Schülern, die das Ziel nicht erreicht hatten.

PF:  Ich möchte mal wissen, wie wir unseren heutigen Schülern in Zeiten des Smartphones solche Erfahrungen verschaffen sollen. Natürlich ist der Skikurs in Klasse 9 auch heute noch fester Programmpunkt unserer Schule. Auch uns unterstützt nach wie vor der Schulverein. Leider ist das auch dringend nötig, denn Skifahren ist immer teurer geworden, so dass wir heute nicht mehr 10, sondern nur 5 oder 6 Tage wegfahren.
Meine prägendste Erfahrung ist allerdings kein Orientierungslauf oder der eine oder andere Schüler-Skiunfall, sondern eine Privatskistunde bei Richard. Ich war, sagen wir, ein eher mittelprächtiger Skifahrer und deshalb fand Richard, es sei an der Zeit, den Fritze einmal ordentlich über die Piste zu jagen. Es muss für die übrigen Pistenbesucher ein interessantes Schauspiel gewesen sein, zwei Männer zu beobachten, bei denen der hintere permanent den vorderen mit lauten „Jetzt - … - jetzt“-Rufen zu Schwüngen zwang, die der dort normalerweise nie gemacht hätte. Richard war aber am Ende halbwegs zufrieden „Vielleicht wird doch noch ein Skifahrer aus dir!“

RG:  Skifahrer, naja, aber ein guter Schulleiter aber auf jeden Fall! Allerdings kannst DU dich nicht damit rühmen, auch noch deine Frau fürs Leben in der Koppel gefunden zu haben. An meinen Polterabend mit dem Fräulein Allesch erinnere ich mich heute noch gern: über 200 Leute, Schüler, Verwandte, Lehrer feierten im Keller des CVJM. Vielleicht hat uns dieser Abend, mit all dem zerschmissenen Geschirr so viel Glück gebracht, dass wir heute noch zusammen sind?

PF:  Stimmt, ich kann mich damit nicht rühmen, aber Glück bringt die Schule auf jeden Fall. Im aktuellen Kollegium haben sich der zukünftige stellvertretende Schulleiter Thomas Harms und seine Frau Julia kennengelernt. Das lässt hoffen, dass  auch in 50 Jahren hier wieder ein glücklicher Schulleiter sitzt, denn die erfolgreiche Geschichte der Koppel, äh, der Rostocker Straße wird weitergehen!

RG: Eines muss aber noch erwähnt werden: meine letzte Amtshandlung, obwohl ich gar nicht mehr im Amt war: im Jahr 2007 musste ich die  Turnhalle retten! Sie sollte verkauft werden. Alle offiziellen Wege, die ich versuchte (Bezirksamt Mitte, Sprinkenhof - AG, Schulbehörde) waren  verschlossen! Da lernte ich Herrn Mombächer kennen, einen freien Journalist vom NDR. Er machte mit uns eine großartige Sendung im Abendjournal, und –wie im Märchen- alle Wege waren plötzlich zugänglich. Die Turnhalle wurde nicht verkauft! Und ich bitte Euch  jetzt um entsprechenden Applaus: Günther Mombächer feiert  mit uns unser Schuljubiläum!

PF:   2013: Jahrelang hatte ich schon Geldgeber gesucht um die Halle aufzuhübschen, dann kam Ende 2013 ein älterer Stadtteilpolitiker, Herr Schelter aus der SPD, zu mir ins Büro, ob wir nicht gemeinsam versuchen sollten, die Halle wieder für den Vereinssport zugänglich zu machen. Gesagt, getan, in der Folgezeit gab sich die Politprominenz die Ehre das Objekt zu begutachten. Und die waren sich schnell einig, Bezirksamt Mitte holte die Sprinkenhof und uns an den Tisch und es wurde gefeilscht, Monate, Jahre. Endlich 2016 waren alle Hemmnisse umschifft und im Frühsommer begannen die Sanierungsarbeiten. Schaut euch gern an, was man mit über einer halben Million aus einer Bruchbude machen kann, die jetzt wieder von Vereinen und den umliegenden Kindergärten genutzt werden darf.
Ich lade Sie und Euch nun ein, nicht nur die Halle, sondern auch das alte Schulhaus zu durchstreifen!
Und Richard und ich wünschen Euch nun, mit den anderen ehemaligen Schülern und Lehrern einen fröhlichen Abend zu verbringen. Viel Spaß!